Freitag, 10. August 2012

Grün mit Elektroauto?


Grün mit Elektroauto?
Als wir als Grüne – die damals noch die „Alternative Liste“ genannt wurde – Mitte der 80er-Jahre im Sommer in Tirol auf unser neues Dasein aufmerksam machten, tourten wir mit Fahrrädern durch das Ober- und Unterinntal, hielten Station in Dörfern und Märkten, ein bunter Haufen ohne Promis aber mit dem Willen, eine wirklich alternative Politik in diesem Land zu etablieren, ohne Kompromisse, basisdemokratisch, ökologisch und gewaltfrei. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Heute ist es ein blassgrünes Elektroauto mit der Aufschrift „ich bin Elektro, ich bin die Zukunft“, das als Dienstauto für Grünen-Obfrau Eva Glawischnig grüne Politik symbolisieren soll. Zusammen mit einem ebenso grünen Bus – wozu ein ganzer Bus? fährt der auch mit elektrischem Antrieb? – geht die Eva-Tour durch ganz Österreich. Mir geht es nicht um die Angeblich-Schnellfahrt von Glawischnig auf der Südautobahn, die zu gezielt billig-polemischer Kritik von FPÖ und Krone-Kreisen führte.
Zunächst sei positiv bemerkt, dass der grüne Opel Ampera, mit dem Glawischnig unterwegs ist, tatsächlich vom Verbrauch und den Emissionen her gesehen weit besser ist als jedes diesel- oder benzinbetriebe KFZ. Mit 40g/km Schadstoffausstoß lässt das Elektroauto wirklich jedes andere hinter sich, zumindest solange die Akkuleistung für den Antrieb reicht und nicht auf Benzinantrieb umgeschaltet werden muss.
Da gibt es aber noch eine andere Symbolik, die es zu bedenken gilt. Nur wenig Österreicher werden für ein Elektroauto einen Betrag jenseits der 40.000 Euro-Marke ausgeben können. Für Glawischnig mag es ein (gesponsertes)  Dienstfahrzeug sein und Opel kann sich über ein gelungenes Product-Placement freuen. Für einen durchschnittlich verdienenden Österreicher ist ein solches Automobil jedoch ohnehin nicht erschwinglich. Mehr noch aber täuscht die Symbolik über die Probleme hinweg, die mit jedem Elektroauto verbunden sind. Der größte ökologische Fußabdruck entsteht bei der Produktion von Autos. Dies gilt besonders für die Elektroautos. Die Herstellung von Batterien ist äußerst energieaufwendig. Schwere Batterien zwingen zu einer Leichtbauweise des Autos, was den Einsatz von Aluminium erhöht – ein Werkstoff wiederum, der mit hohem Energieverbrauch verbunden ist. Der energetische Mehraufwand in der Produktion lässt die Frage aufkommen, ob dies durch geringeren Energieaufwand und weniger Emissionen im Verbrauch überhaupt kompensiert werden kann. In die Umweltbilanz eingerechnet werden muss auch die Tatsache, dass jedes Elektroauto genauso Platz = Straßen, Parkplätze, Werkstätten etc. braucht wie ein normales Benzin-, Diesel- oder Gasfahrzeug.
Was uns Grünen und Alternativen bleibt ist also die Rückkehr zu den 80er-Jahren, als es noch keine Versuchungen von grünangestrichenen Elektroautos gab. Es gibt jedoch die wirklich umweltfreundliche Mobilität durch öffentliche Verkehrsmittel, in der grüne Politiker mehr echten Kontakt mit Einheimischen hätten als in inszenierten Show-Events. Es gibt die umweltfreundliche Mobilität mit Fahrrädern, auch wenn Auto-Rowdies das Leben der RadlerInnen allzu oft in Gefahr bringen. Noch kein Radfahrer hat aber jemals einen Autofahrer überfahren – oder?
Klaus Heidegger, Gründungsmitglied der Alternativen Liste Tirol

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