Grün mit
Elektroauto?
Als wir als Grüne – die damals noch die „Alternative Liste“
genannt wurde – Mitte der 80er-Jahre im Sommer in Tirol auf unser neues Dasein
aufmerksam machten, tourten wir mit Fahrrädern durch das Ober- und Unterinntal,
hielten Station in Dörfern und Märkten, ein bunter Haufen ohne Promis aber mit
dem Willen, eine wirklich alternative Politik in diesem Land zu etablieren,
ohne Kompromisse, basisdemokratisch, ökologisch und gewaltfrei. Tempora
mutantur, nos et mutamur in illis. Heute ist es ein blassgrünes Elektroauto mit
der Aufschrift „ich bin Elektro, ich bin die Zukunft“, das als Dienstauto für Grünen-Obfrau
Eva Glawischnig grüne Politik symbolisieren soll. Zusammen mit einem ebenso
grünen Bus – wozu ein ganzer Bus? fährt der auch mit elektrischem Antrieb? –
geht die Eva-Tour durch ganz Österreich. Mir geht es nicht um die Angeblich-Schnellfahrt
von Glawischnig auf der Südautobahn, die zu gezielt billig-polemischer Kritik
von FPÖ und Krone-Kreisen führte.
Zunächst sei positiv bemerkt, dass der grüne Opel Ampera,
mit dem Glawischnig unterwegs ist, tatsächlich vom Verbrauch und den Emissionen
her gesehen weit besser ist als jedes diesel- oder benzinbetriebe KFZ. Mit
40g/km Schadstoffausstoß lässt das Elektroauto wirklich jedes andere hinter
sich, zumindest solange die Akkuleistung für den Antrieb reicht und nicht auf
Benzinantrieb umgeschaltet werden muss.
Da gibt es aber noch eine andere Symbolik, die es zu
bedenken gilt. Nur wenig Österreicher werden für ein Elektroauto einen Betrag
jenseits der 40.000 Euro-Marke ausgeben können. Für Glawischnig mag es ein
(gesponsertes) Dienstfahrzeug sein und
Opel kann sich über ein gelungenes Product-Placement freuen. Für einen
durchschnittlich verdienenden Österreicher ist ein solches Automobil jedoch
ohnehin nicht erschwinglich. Mehr noch aber täuscht die Symbolik über die
Probleme hinweg, die mit jedem Elektroauto verbunden sind. Der größte
ökologische Fußabdruck entsteht bei der Produktion von Autos. Dies gilt
besonders für die Elektroautos. Die Herstellung von Batterien ist äußerst
energieaufwendig. Schwere Batterien zwingen zu einer Leichtbauweise des Autos,
was den Einsatz von Aluminium erhöht – ein Werkstoff wiederum, der mit hohem
Energieverbrauch verbunden ist. Der energetische Mehraufwand in der Produktion lässt
die Frage aufkommen, ob dies durch geringeren Energieaufwand und weniger
Emissionen im Verbrauch überhaupt kompensiert werden kann. In die Umweltbilanz
eingerechnet werden muss auch die Tatsache, dass jedes Elektroauto genauso
Platz = Straßen, Parkplätze, Werkstätten etc. braucht wie ein normales Benzin-,
Diesel- oder Gasfahrzeug.
Was uns Grünen und Alternativen bleibt ist also die Rückkehr
zu den 80er-Jahren, als es noch keine Versuchungen von grünangestrichenen
Elektroautos gab. Es gibt jedoch die wirklich umweltfreundliche Mobilität durch
öffentliche Verkehrsmittel, in der grüne Politiker mehr echten Kontakt mit
Einheimischen hätten als in inszenierten Show-Events. Es gibt die umweltfreundliche
Mobilität mit Fahrrädern, auch wenn Auto-Rowdies das Leben der RadlerInnen
allzu oft in Gefahr bringen. Noch kein Radfahrer hat aber jemals einen
Autofahrer überfahren – oder?
Klaus Heidegger, Gründungsmitglied der Alternativen Liste
Tirol
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