Samstag, 14. Januar 2012

Hasslogik-korrig.Text!

Hasslogik
Den Feind hassen,
nur so wirst du ihn töten können,
wirst dich freuen an seinem Tod.
Je mehr du ihn hasst,
je mehr du nach seinem Leben trachtest,
desto besser wirst du als uniformierter Killer sein.
Erkennst du im Feind einen Mann,
mit Familie und Kindern vielleicht,
mit Freunden und der Lust am Leben,
dann fällt dir der Schuss in sein Herz zu schwer.
Du musst hassen.
Und wenn dein Feind tot ist,
wohin mit deinem Hass,
was tun mit deiner Freude,
dass du deinen Feind getötet,
schneller, als er dich getötet hätte,
wie vielleicht deinen Freund?
Du kannst auf die toten Körper urinieren,
du hast ja gelernt, geübt,
bist gedanklich programmiert,
den Feind zu hassen,
um ihn zu töten,
du musst ihn hassen,
der da zerfetzt am Boden liegt,
deinen Feind.
Die Schändung von getöteten Taliban
durch urinierende Marines,
wie durch Hunde,
die ein Territorium markieren,
die Misshandlungen in Abu Ghraib,
die Tötung von Zivilisten durch Drohnen,
eine Geschichte,
bis hin zu Napalmbomben auf vietnamesische Dörfer:
Die Logik des Krieges,
unbarmherzig.
Hasslogik.
Infrage gestellt wird von den Warlords nicht militärische Logik,
nicht der Krieg in Afghanistan,
nicht die Kill-Missionen der US-Einheiten.
Man pickt sich einzelne Soldaten raus,
wird sie degradieren,
als müsste nicht der Krieg als solcher degradiert werden,
als müsste nicht das System degradiert werden.
Die Marines taten doch nur,
was im Sinne des Systems so logisch war:
Den Feind zu hassen.
Die Soldaten,
Opfer eines Systems,
werden als Täter angeklagt,
um den Krieg als solchen,
das Töten als solches,
als human zu rechtfertigen.
Welche Logik soll dies aber sein?
Man darf den Feind umbringen,
nicht jedoch seinen Leichnam schänden.
Der getötete Mensch,
sein Leichnam,
bekommt die Würde zurück,
so das gesunde Empfinden der Weltöffentlichkeit,
so das Kriegsrecht,
das ist richtig,
doch was war mit seiner Würde,
der Heiligkeit seines Lebens,
bevor die Snipertruppe Leben auslöschte?
Der Feind ist nicht heilig,
der Feind ist böse,
der Feind ist zu töten,
Kriegslogik.
Der Feind
bekommt erst nach dem Tod,
nach seiner Tötung,
seine Würde zurück:
Das ist Kriegslogik und Kriegsrecht.
Man beklagt nicht,
dass Menschen getötet wurden,
sondern ihre Leichname geschändet.
Wie wenn ein Autodieb abgemahnt würde,
nicht weil er ein Auto gestohlen hatte,
sondern weil er dafür nicht „Entschuldigung“ sagte.
„Don’t be mad at the peeing,
be mad at the killing”,
so die treffende Überschrift
in einer US-amerikanischen Zeitung.
Was wiegt schwerer,
den Feind mit Projektilen zu zerfetzen,
seinen Körper mit Granaten in Stücke zu reißen,
oder zuletzt noch seinen leblosen Körper zu entwürdigen?
Verlogenheit und Heuchelei
durchziehen die Reden der verantwortlichen Politiker.
Die Entwürdigung getöteter Feinde,
vor dem Tod und nach dem Tod,
Berichte darüber gibt es viele:
Im Vietnamkrieg wurden Leichname der Feinde zerstückelt,
dann mit Sprengstoff gefüllt.
Der US-Verteidigungsminister meint nun,
der Vorfall in Afghanistan,
die auf blutige Körper urinierenden Soldaten,
dies sei „utterly deplorable“, äußerst beklagenswert.
Er redet auf dem Boden des Kriegsrechts:
Aufnahmen getöteter Feinde sind verboten,
nicht verboten ist es,
mit einem Gewehr das Gehirn des Feindes wegzublasen.
So war es  mit Osama bin Laden,
dem Schuss in sein Gesicht,
verboten war es freilich,
ein Photo davon zu veröffentlichen,
Ersteres ist opportun in der Logik des Kriegs gegen den Terrorismus.
In welcher Welt leben wir denn?
Wer heute das Urinieren auf getötete Menschen beklagt,
muss weiterdenken,
muss die Logik des Krieges in Frage stellen,
muss den Männern,
manche von ihnen so jung,
dass ihnen selbst Biertrinken in den USA nicht erlaubt ist,
muss ihnen verbieten zu töten,
muss sie lehren,
jedes Töten ist inhuman,
muss sie endlich lehren,
die Feinde zu lieben.

Dr. Klaus Heidegger
Kommission für Sicherheit und Abrüstung von Pax Christi Österreich
(14. Jänner 2012)


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