Samstag, 31. Dezember 2011

Neujahr als ökologischer Neubeginn?


Silvester – Neujahr 2012
Die Silvesterknallerei, mit der das Neue Jahr begonnen werden wird, ist Symptom einer Gesellschaft, die auch im Neuen Jahr wenig Sensibilität für die Umwelt aufbringen wird. Feuerwerkskörper sind Umweltbomben, bringen eine enorme Feinstaubbelastung mit sich, die die Grenzwerte weit übersteigen lassen. So soll in Graz in der Silvesternacht 2011 die Feinstaubbelastung 193 Gramm pro Kubikmeter betragen haben, wobei der Grenzwert bei 50 liegt. Jede fünfte in Österreich verkaufte Rakete enthält die krebserregende Substanz Hexachlorbenzol, die weltweit auf der Liste der zwölf verbotenen Giftstoffe steht. Das sind meine Gedanken, wenn ich in der Nacht die Raketen sehen und hören werde, an denen ich mich nicht „ergötzen“ werde.
Der Blick auf die Welt zum Jahreswechsel stimmt mich nicht hoffungsvoll – aus einer langen Liste seien nur fünf Punkte genannt.
·         Die Staaten dieser Welt und die herrschenden Wirtschaftssysteme setzen weiterhin auf eine ungebremste Ausbeutung der Ressourcen dieser Welt.
·         Damit verbunden sind Kriegsvorbereitungen, wie beispielsweise das gegenwärtige Säbelrasseln zwischen dem Iran und den USA zeigt.
·         Blicke ich auf die Straßen, erkenne ich kein bisschen ökologische Einsicht.
·         In Österreich nimmt die rechtspopulistische Strache-FPÖ Anlauf, stimmenstärkste Partei zu werden.
·         In meiner Kirche halten sich jene Kräfte an der Macht, die für längst notwendige Veränderungen nicht bereit sind.
Freilich gibt es auch hoffnungsvolle Ansätze: Ich denke an die Occupy-Bewegung oder die kritischen Initiativen in der Kirche, wie die Pfarrer-Initiative, die Laieninitiative oder die Kirchenvolksbewegung. Auch wenn meine Bewegung, in der ich noch aktiv bin, Pax Christi, fast schon unbedeutend klein ist, so gibt sie mir einen Ansatzpunkt, nicht allein für eine bessere Welt zu kämpfen. Ich bin so dankbar für jeden Menschen, der für mich Hoffnung und wirklichen Neubeginn verkörpert.
Mir selbst wünsche ich für das Neue Jahr, dass ich weniger faule Kompromisse eingehen werde. Dafür bin ich zu alt. Ich möchte nicht weniger radikal sein, sondern radikaler werden, auch wenn dies bedeutet, immer wieder anzuecken bei Menschen, die sich dadurch infrage gestellt fühlen oder nicht begreifen, welche inhaltlichen Überlegungen damit verbunden sind. Ich hoffe, dass es im Neuen Jahr für mich immer wieder Menschen gibt, die in diesem Sinne auf einer politisch-ökologischen und radikal-christlichen Wellenlänge mit mir sind. Allein ist es oft so schwer.
Im neuen Bulletin der religiös-sozialistischen Vereinigung der Deutschschweiz lese ich im Editorial Gedanken von Johannes Bardill, die meinen politischen Gedanken und Gefühlen zum Jahreswechsel entsprechen:
„Wenn ein voll besetzter, schwerer Reisebus auf eine schmale Bergstraße gerät, wo ein Schild darauf hinweist, dass das Maximalgewicht für Fahrzeuge auf 2,5 Tonnen beschränkt ist, müssen die Passagiere den Chauffeur darauf aufmerksam machen, dass die Weiterfahrt auf dieser Straße gefährlich ist und dass er wenden und einen anderen Weg wählen soll. Diese Pflicht haben die Fahrgäste selbst dann, wenn sie ortsunkundig sind und einen besseren Weg nicht kennen. Wenn der Chauffeur darauf hinweist, dass er der einzige sei, der sich in dieser Gegend auskenne und der einen Bus lenken könne und unverdrossen weiter fährt, ist es an der Zeit, die Notbremse zu ziehen. Vielleicht muss die Reise mit kleinem Gepäck zu Fuß fortgesetzt werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Zustand unserer Welt. Es ist Zeit, sich zu ermutigen. Von wachen Laien gestoppt, ist besser, als von verantwortungslosen Experten in den Abgrund chauffiert zu werden.“


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