Donnerstag, 14. August 2014

IS - Militärintervention im Irak?

Mit Waffengewalt den IS bekämpfen? Nachdenken über die Lage im Irak und den kurdischen Gebieten Die Schreckensherrschaft der Terrorgruppe IS – die blasphemisch den Namen Islam und den Namen Gottes missbraucht – braucht eine klare Antwort der gesamten Welt. Auch – und besonders – Friedensorganisationen können sich aus Angst, an ihren pazifistischen Idealen zu scheitern, nicht an dieser Tatsache vorbeischummeln. Der Völkermord an den Jesiden und die Verfolgung von religiösen und ethnischen Minderheiten in den irakischen Gebieten muss sofort gestoppt werden. Die Weltgemeinschaft ist aufgefordert, das Wüten des IS zu beenden. Die Frage ist allerdings, ob es nicht tauglichere und vor allem nachhaltigere Mittel gibt, dem Völkermord an religiösen Minderheiten im Irak – wie den Christen und den Jesiden – Einhalt zu gebieten, als neuerliche Militärinterventionen der USA und ihrer Verbündeten oder Waffenlieferungen an die Peschmergas. Die erste Frage lautet: Wer unterstützt die islamisch-sunnitischen Terroreinheiten mit Waffen und Geld? Woher haben die IS-Truppen die Artilleriegeschütze, die mit sogenannten „Präzisionsbomben“ von der US-Air-Force vernichtet werden sollen? Nicht wenige der Waffen konnten die IS-Milizen aus den irakischen Beständen erobern – meist US-amerikanische Waffen und Waffensysteme wie Blackhawks. Oftmals werden Saudi Arabien und Katar – zwei enge Verbündete der USA – genannt, in denen Unterstützer des IS zuhause sind. Wie wäre es, wenn die USA ihren Verbündeten klar machen würde: Keine Waffengeschäfte mehr! Keine Finanzdeals mehr! Andere Einnahmequellen des IS sind aus dem Verkauf von Rohöl – und letztlich gilt wieder weltweit: Blut im Tank! Steht Katar nicht zugleich auch im Blickpunkt angesichts der Fußball-WM 2022? Solange aus Katar der radikal-islamistische IS unterstützt wird, muss die Fifa diesem Land die Spiele entziehen Und weiterhin unterstützt UNSERE ölhungrige Lebensweise zumindest indirekt den Terror, indem wie die ölreichen Scheichtümer mit unseren Ölkäufen kräftig finanzieren, aus denen wiederum der Terror gesponsert wird. Daher gilt auch: Je weniger Benzin und Diesel in den Tanks der Autos und Kerosin in den Flugzeugen verbrannt wird, desto weniger verbrannte Erde und Gewalt auf dieser Welt! Fragwürdig ist es jedenfalls, wenn nun die USA und einige Verbündete die kurdischen Peschmerga-Kämpfer mit Waffen beliefern wollen, um so auf militärischem Wege dem IS Einhalt zu gebieten. Gerade die jüngste Vergangenheit im Irak, in Libyen oder in Afghanistan zeigt, dass mit militärischem Eingreifen sich der Konflikt oft nur verschärfte, zumindest aber kein Frieden geschaffen werden konnte. In dieser Region gibt es sicherlich nicht zu wenig Waffen, sondern zu viele. Alles muss getan werden, um die verfolgten Christen und Jesiden zu schützen. Es braucht dazu ein breites Bündnis zwischen allen Staaten dieser Welt – und vor allem müssen auch die mehrheitlich islamischen Staaten in die Pflicht genommen werden. Es ist jedoch bedenklich, wenn allein wieder die USA im Alleingang unter dem Weltrettungsauftrag und mit einem „God bless our troops“ (Barack Obama am 8.9.2014) mit militärischen Schlägen intervenieren. Die Vereinten Nationen mit ihrem ganzen Knowhow der Konfliktintervention sind gefragt. UN-Schutztruppen genügen, um die Jesiden in den Bergen des Irak vor einem Massenmord zu bewahren, wie schon die Errichtung von humanitären Korridoren gezeigt hat. Besonders gefragt ist auch die Arabische Liga mit ihrer lokalen Expertise und ihrem Rückhalt in den islamisch-dominierten Ländern. Die US-Politik der letzten Jahre hat besonders im Irak ihre Unfähigkeit demonstriert, nach den militärischen Interventionen einen friedlichen Staat wieder aufzubauen. Die konfliktfördernde Politik der gegenwärtig schiitisch Regierung des Irak unter Premier Al-Maliki wurde schon seit langem angesprochen. Sein – von den USA ursprünglich unterstützter Weg – hat eine Basis geschaffen, in der der IS auch Rückhalt in der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit finden konnte. Daher ist eine Ablöse von Al-Maliki notwendig, um einen Irak zu ermöglichen, in dem alle religiösen und ethnischen Richtungen ihre Beachtung finden. Pax Christi USA hat bereits in einer Stellungnahme vor einigen Wochen vor einer militärischen Intervention seitens der USA gewarnt. Sie würde die kriegerische Situation nicht stoppen, sondern berge in sich die Gefahr einer Ausweitung. Friedensorganisationen in den USA erinnern an den Golfkrieg 2003, mit dem eine zwölfjährige blutige Geschichte begann, ein Krieg, in dem 500.000 Irakis und 4500 US-amerikanische Soldaten getötet worden sind, indem allein die USA 4 Billionen US-Dollar ausgegeben hatte und an dessen Ende es ein Mehr an ethnischen, religiösen und politischen gewaltsamen Konflikten gab. US-Präsident Obama ist 2008 mit dem Versprechen gewählt worden, den Krieg im Irak zu beenden. Sechs Jahre später wird die größte militärische Macht in einen neuen Krieg hineingezogen. Unisono wird von den Friedensorganisationen heute geantwortet: Krieg ist nicht die Antwort auf den Krieg. Klaus Heidegger, 13.8.2014

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