Samstag, 17. November 2012

Kriegsmoral oder Sexualmoral am Beispiel von David Petraeus

  1. Petraeus muss zurücktreten. Der Vier-Sterne-General und CIA-Chef wird kritisiert, nicht weil er die jüngsten Kriege der USA zu mitzuverantworten hat, nicht weil er amerikanische Truppen in den Irak und nach Afghanistan kommandierte, nicht weil er Krieg führte mit Abertausenden Toten. Dafür bekam er Auszeichnungen. Über die Leichenberge ist Petraeus nicht gestolpert. Kriegsverstümmelte haben seinem Aufstieg nicht geschadet. Seine Karriere endet mit einem Sexskandal. Da kennt das prüde Amerika kein Pardon. Krieg ja, außereheliche Affäre nein. Wenn in einem afghanischen Dorf Dutzende Menschen von einer amerikanischen Bombe zerfetzt werden, dann kann dies die Karriere fördern. Eine sexuelle Affäre wird jedoch unter Strafe gestellt. Wer mit wem geschlafen hat, bewegt mehr die Berichterstattung als die fortdauernde Drohung, im Ernstfall Atomwaffen selbst für einen präventiven Schlag einzusetzen. Das puritanische Erbe wirkt fort und verbündet sich mit der Erwartung, dass vor allem hochrangige Militärs den sexuellen Moralvorstellungen entsprechen müssten. Das passt zur Positionierung im Mainstream der US-amerikanischen katholischen Bischofskonferenz. Ihre Interventionen in den Wahlkampf hatten primär nicht die amerikanische Kriegspolitik im Blick. Katholische Bischöfe wollten vielmehr die juridische Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verhindern und kritisierten eine Gesundheitspolitik, in der Empfängnisverhütungsmittel auf Krankenschein ermöglicht werden sollten. 
    klaus.heidegger@aon.at, 17.11.2012

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