Römische Einheitsideologie gegen Reformbemühungen
Die Worte des Dekans von Lienz geben
Hoffnung. Bernhard Kranebitter nimmt einen seiner Mitbrüder im Osten
Österreichs in Schutz, der als Dekan von Kardinal Schönborn nicht akzeptiert
worden ist, weil er am „Aufruf zum Ungehorsam“ der Pfarrerinitiative festhält.
Damit beginnt der jüngste Beschluss der Bischofskonferenz nun umgesetzt zu
werden. Von Feldkirch bis Eisenstadt soll gelten: Wer Dekan wird, kann nicht
zugleich Mitglied der Pfarrerinitiative sein. Die heimischen Bischöfe
argumentieren ihre geschlossene Vorgangsweise mit dem Ruf nach „Einheit“,
unterstellen damit, es sei die Pfarrerinitiative, die mit ihrem
Ungehorsamsaufruf die Einheit gefährde. Sie meinen eine Einheit, die
gleichzusetzen ist mit Unterordnung unter die Weisungen Roms. Über die
Zulassung von Frauen zum Priesteramt dürfe nicht geredet werden, so die Weisung
Roms beispielsweise, und das soll eben bis in die kleinsten
Verwaltungseinheiten der Kirche hinunter gelten. Einheit als Top-down-Modell,
als Befehl-Gehorsams-Kette, als unkritische Loyalität.
Einheit
ließe sich auch anders leben. Als Einheit in der Vielfalt. Eine Kirche, in der
geschwisterlich Meinungsunterschiede ausgetragen werden, ohne dass ein
Bischofsstab zum Disziplinierungsinstrument Roms wird. Vor allem aber stellt
sich die Frage, wer tatsächlich Spaltungen in die Kirche hinein regiert.
Sicherlich nicht ein Dekan, der Tag für Tag in seinem priesterlichen Tun im Dienst
der Einheit der Kirche steht und nicht die Unversöhnlichkeit praktiziert, die
im Stile von Kardinal Schönborn sichtbar wird. Würde tatsächlich das Kriterium
gelten, dass Dekane im Dienste der Einheit stehen sollen, dann würden die
Dekane der Pfarrerinitiative dieses jedenfalls sicherlich so viel mehr erfüllen
als jene, die durch ihr starres Festhalten an reaktionären Strukturen - wie
Pflichtzölibat, Ausschluss der Frauen von priesterlichen Ämtern,
Ausschlusskriterien vom Empfang der Hl. Kommunion - Spaltungen in der Kirche
bewirken. Die Amtsführung von Kardinal Schönborn wird dazu führen, dass sich
mehr und mehr Gläubige von der Kirche verabschieden. Ich will die Hoffnung
nicht aufgeben, dass sich Bischof Manfred nicht diesem Stil anschließt und
weiterhin auch den ungehorsamen Dekanen in seiner Diözese den Rücken stärkt.
Dr. Klaus Heidegger, Religionslehrer
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