Militärschläge
gegen den IS sind Öl ins Feuer
Heinz Niederleitner teilt im
„Tiroler Sonntag“ vom 3.9.2015 die oftmals genannte Forderung, „mit
militärischer Gewalt die IS-Terroristen niederzuringen“. Damit wird in der
„Kirchenzeitung“ eine Position vertreten, die gerade angesichts der
Flüchtlingskrise mehr und mehr auf Zustimmung stößt. Der militärische Kampf
gegen die „Mörderbanden des Islamischen Staates“ solle aufgenommen werden, so
der Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung (28.8.2015). Österreich solle sich
dabei beteiligen. Ebenso hat Bundesminister Andrä Rupprechter schon mehrfach
von der Notwendigkeit von Bodentruppen gesprochen. Etwas vorsichtiger doch in
die gleiche Richtung positionierte sich Außenminister Sebastian Kurz.
Angesichts der furchtbaren Tragödien auf den Fluchtrouten über den Balkan wie
über das Mittelmeer soll die Hauptursache für die Flüchtlingsbewegungen, die
Kriege im Nahen Osten und in Afrika, mit militärischen Mitteln angepackt werden.
Krieg dem Krieg. Waffen gegen Waffen. Militär gegen Militär.
Ignoriert wird dabei die
Tatsache, dass es gerade die Folgeerscheinungen militärischer Interventionen
sind, die zur totalen Destabilisierung in den Kriegsgebieten geführt haben. In
Afghanistan und im Irak haben die USA und ihre Verbündeten jahrzehntelang
versucht, mit militärischen Mitteln wieder Ordnung herzustellen. Bürgerkriege
sind die Folge. Ähnlich auch in Libyen. Nach den Militärinterventionen des
Westens in Libyen versinkt dieser Staat gegenwärtig in einem blutigen Krieg
zwischen drei militärischen Blöcken. Seit einem Jahr bombardieren
US-Kampfflugzeuge Ziele im Irak und in Syrien. Der IS wurde dadurch kaum
geschwächt, sondern erhält neue ideologische Aufmunitionierung und fühlt sich
in seiner widersinnigen Logik, mit äußerster Gewalt gegen die „Ungläubigen“
vorzugehen, noch bestärkt.
Wenn der IS materiell und
ideologisch ausgehungert würde, wenn alle Staaten dieser Welt Waffenlieferungen
an die Terrormilizen verhindern würden, wenn keine Geldgeschäfte – etwa durch
Ölkäufe – mit dem IS gemacht würden, dann könnte die militärische Kraft der
IS-Milizen gebrochen werden. Wenn sich unter der Ägide der Vereinten Nationen
und der Arabischen Liga anerkannte Persönlichkeiten für politisch-diplomatische
Lösungen einsetzen würden, dann könnte auch in diesen Regionen Frieden
entstehen, und kein Mensch wäre mehr gezwungen, seine geliebte Heimat zu
verlassen.
Dr. Klaus Heidegger
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