Freitag, 28. Dezember 2012
Wehrpflichtheer für Auslandseinsätze
Wehrpflichtheer für Auslandseinsätze
Bei der Präsentation ihrer Wehrpflichtkampagne stellte die Bundes-ÖVP ihren Einsatz für den Erhalt der Wehrpflicht unter das Motto „Einsatz für Österreich“. Als Hauptargument wurde nun angeführt, dass die Auslandseinsätze in Österreich gefährdet wären, weil ein Großteil der im Ausland dienenden Soldaten aus der Miliz kämen und die Miliz wiederum aus ehemaligen Grundwehrdienern bestehen würde. Ohne Auslandseinsätze aber wäre wiederum die „Reputation“ Österreichs gefährdet. Was folgt aus dieser Argumentationskette? Erstens widerlegt sie die These, nur einem Berufsheer-Modell im Stile von BMLV-Darabos ginge es um Auslandsverwendungsfähigkeit. Auch die ÖVP/FPÖ möchte mit ihrem Wehrpflichtigenheer eine volle Einsatzfähigkeit in der Bandbreite von Blauhelmeinsätzen bis Battle-Groups. Vage und doch deutlich genug sprach Integrationssekretär Sebastian Kurz davon, man müsste auch das Bundesheer an die „neuen Bedrohungszenarien“ anpassen. Damit könnten auch die Rohstoffkriege gemeint sein. Zweitens ist die Argumentation, es gäbe ohne Grundwehrdiener weniger Milizsoldaten, lediglich eine Behauptung. Gerade das Darabos-Modell geht davon aus, dass mehr Milizsoldaten als bisher zur Verfügung stünden. Drittens schließlich bräuchten andere Berufsheer-Modelle weniger Soldaten, womit die Argumentation der ÖVP in sich zusammenbricht. Die Reputation Österreichs, von der die ÖVP spricht, könnte eben als neutrales Land in nichtmilitärischen Aufgabengebieten liegen oder in einer Restgröße militärischer Auslandsdienste im Rahmen der Vereinten Nationen, z.B. als hochprofessionelles Sanitätskorps, das den Kriegsbetroffenen solidarische Unterstützung bieten könnte. Die „Kriegsverwendungsfähigkeit“ des heimischen Heeres ist unter den Wehrpflichtbedingungen sicherlich nicht kleiner als unter Bedingungen einer Freiwilligenarmee. Letzere gibt aber die Möglichkeit zu weniger Militär und zur Konzentration auf nichtmilitärisches Konfliktmanagement.
Dr. Klaus Heidegger
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen