Mit der Muttergottes für
Ausländerfeindlichkeit!?
Zu Recht wurde und wird in den Medien und der breiten Öffentlichkeit die
dummdreiste rassistische Spruchreimerei der FPÖ kritisiert. Nach „Pummerin
statt Muezzin“ im Wiener Wahlkampf nun die Parole „Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe“
im Innsbrucker Bürgermeister- und Gemeinderatswahlkampf. Als Theologe und
Religionslehrer spricht mich ein Detail auf diesen hetzerischen FP-Plakaten in
besonderer Weise an. Da ragt aus der rechten Bildhälfte die Muttergottes der
Annasäule heraus und dreht ihren Kopf dem heimatliebenden August Penz liebevoll
zu. Lächelt er, weil er eine Erscheinung hat und die Botschaft der Maria hört?
Der Innsbrucker Hotelier und FP-Kandidat als „Sohn“ der göttlichen Mutter oder
als begnadeter Seher? Die Annasäule ist nicht irgendein Symbol, das die
FP-Wahlstrategen gewählt haben. Es hat die Funktion wie der Steffl oder die
Pummerin von Wien. Man will sagen: Wir haben den Segen der (katholischen)
Religion und wir handeln wie die Kreuzritter im göttlich-jungfräulichen
Auftrag. Seit der Vertreibung der Bayern zu Beginn des 18. Jahrhunderts steht
die Annasäule für das Konstrukt des wehrhaften Tirolers, der auch mit den
Mitteln der Gewalt das verdrängt, was fremdländisch ist. Sind für die FP-Tirol die
Ausländer – insbesondere die Nordafrikaner – die Bayern des 18. Jahrhunderts? Will
Penz einen Marokkaner- oder Nordafrikaner-„Rummel“ oder ist ihm einfach jedes
Mittel recht, um aus seiner politischen Abseitsposition doch noch
Aufmerksamkeitspunkte zu erreichen? Beides ist gleichermaßen fies. Den Segen
der Maria und ihrem Sohn, der jede Gewalt und Ausgrenzung verabscheute und
durch und durch die Versöhnung lebte, hat er jedenfalls sicher nicht.
Dr. Klaus Heidegger,
Arbeitsgruppe Pazifismus
und Antimilitarismus von Pax Christi Österreich
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