Sonntag, 1. April 2012

Muttergottes für rassistische Parolen


Mit der Muttergottes für Ausländerfeindlichkeit!?
Zu Recht wurde und wird in den Medien und der breiten Öffentlichkeit die dummdreiste rassistische Spruchreimerei der FPÖ kritisiert. Nach „Pummerin statt Muezzin“ im Wiener Wahlkampf nun die Parole „Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe“ im Innsbrucker Bürgermeister- und Gemeinderatswahlkampf. Als Theologe und Religionslehrer spricht mich ein Detail auf diesen hetzerischen FP-Plakaten in besonderer Weise an. Da ragt aus der rechten Bildhälfte die Muttergottes der Annasäule heraus und dreht ihren Kopf dem heimatliebenden August Penz liebevoll zu. Lächelt er, weil er eine Erscheinung hat und die Botschaft der Maria hört? Der Innsbrucker Hotelier und FP-Kandidat als „Sohn“ der göttlichen Mutter oder als begnadeter Seher? Die Annasäule ist nicht irgendein Symbol, das die FP-Wahlstrategen gewählt haben. Es hat die Funktion wie der Steffl oder die Pummerin von Wien. Man will sagen: Wir haben den Segen der (katholischen) Religion und wir handeln wie die Kreuzritter im göttlich-jungfräulichen Auftrag. Seit der Vertreibung der Bayern zu Beginn des 18. Jahrhunderts steht die Annasäule für das Konstrukt des wehrhaften Tirolers, der auch mit den Mitteln der Gewalt das verdrängt, was fremdländisch ist. Sind für die FP-Tirol die Ausländer – insbesondere die Nordafrikaner – die Bayern des 18. Jahrhunderts? Will Penz einen Marokkaner- oder Nordafrikaner-„Rummel“ oder ist ihm einfach jedes Mittel recht, um aus seiner politischen Abseitsposition doch noch Aufmerksamkeitspunkte zu erreichen? Beides ist gleichermaßen fies. Den Segen der Maria und ihrem Sohn, der jede Gewalt und Ausgrenzung verabscheute und durch und durch die Versöhnung lebte, hat er jedenfalls sicher nicht.

Dr. Klaus Heidegger,
Arbeitsgruppe Pazifismus und Antimilitarismus von Pax Christi Österreich

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