Dienstag, 17. April 2012

Homophobe Bibel?


Die Bibel ist nicht homophob!

Nicht die biblischen Schriften des Ersten und Neuen Testaments sind homophob. Homophob sind jedoch oftmals ihre Interpreten, wie jetzt die Gefolgsleute des Pfarrers von Stützenhofen aber genauso die Kirchen-Religions-Bibel-Kritiker, die ähnlich unkritisch die These hochhalten, die Bibel würde Homosexualität verteufeln.
Der Blick in die Bibel zeigt jedoch ein anderes Bild. Die jüdisch-christliche Religion zeichnet sich von ihrem Ansatz her durch eine hohe Wertschätzung von Sexualität aus. Dieses „Gott sah, dass es gut war, als er den Menschen geschaffen ...“ aus dem Buch Genesis bezieht sich auf das Ganze des Menschseins, auch seiner Sexualität. Das Ja Gottes zu seinem großartigen Schöpfungswerk ist auch ein Ja zu Schwulen und Lesben mit ihrer Sexualität. Auch ihre Anlagen entsprechen dem Schöpferwillen Gottes. Eine generelle Abwertung der Sexualität und Leiblichkeit kam erst durch nicht-jüdisch-christliche Philosophien in den Bereich der Kirchen, ist also unbiblisch. Aus christlicher Sicht dient Sexualität nicht nur der Fortpflanzung, sondern ist primär Ausdruck der Liebe zwischen Menschen. So lehrt die katholische Sexualmoral, dass Liebe und Verantwortlichkeit letztlich darüber entscheiden, in welcher Weise Sexualität gut oder böse ausgelebt wird. Die angeblich homo-feindlichen Stellen in der Bibel richten sich nicht gegen Homosexualität als solche, sondern gegen perverse Praktiken wie Tempelprostitution, Vergewaltigung oder Päderastie. In diesem Sinne sind diese Stellen durchaus berechtigt. Einige wenige Stellen wiederum müssen als zeit- und kulturell bedingte Aussagen verstanden werden, die weder der Grundlinie der biblischen Frohbotschaft entsprechen noch den humanwissenschaftlichen Erkenntnissen der Gegenwart. Dagegen gilt es festzuhalten: Homosexualität kann auch als Geschenk Gottes gelebt werden, als Ort der Gotteserfahrung, als Erfahrungsraum des Göttlichen. Wer in der Bibel liest und sie von der Liebe und Barmherzigkeit des Schöpfergottes her interpretiert, wird sich wünschen, dass sich Schwule und Lesben in den Kirchen und der Gesellschaft nicht länger diskriminiert fühlen müssen, sondern angenommen und sicher!
Dr. theol. Klaus Heidegger

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